Politik

«Wir bauen keine Strassen auf Vorrat»

Am 5. November fand in Wil ein Informationsanlass mit Bundesrat Albert Rösti zum Ausbauschritt 2023 für die Nationalstrassen statt.
«Wir bauen keine Strassen auf Vorrat»

Am 24. November kommt eine eidgenössische Vorlage zur Abstimmung, in der die Ostschweiz eine zentrale Rolle spielt: Dann wird entschieden, ob sechs Engpässe des Schweizer Nationalstrassennetzes beseitigt werden oder nicht. Eines dieser sechs Projekte betrifft den Rosenbergtunnel unter der Stadt St.Gallen.

An einer öffentlichen Podiumsveranstaltung, organisiert vom HEV Kanton St.Gallen, informierte Bundesrat Albert Rösti am 5. November über die Abstimmungsvorlage. Schon gut eine halbe Stunde vor dem Start der Veranstaltung waren fast alle Stühle im Saal besetzt. Um Punkt 19 Uhr betrat der SVP-Magistrat dann die Bühne. Nach einer kurzen Begrüssung durch Walter Locher verlor Rösti keine Zeit, für den Ausbau der Nationalstrassen zu weibeln. Dabei betonte der Vorsteher des UVEK gleich in mehreren Punkten die Wichtigkeit der Abstimmung vom 24. November. «Die Autobahnen in der Schweiz sind die Arterien unseres Landes», schaffte Rösti gleich zu Beginn seiner Rede ein Bild in den Köpfen der Zuhörer im Saal. «Wir wollen den Verkehr da haben, wo er hingehört, auf den Autobahnen und auf keinen Fall in den Dörfern der Agglomeration. Da verursacht der Verkehr nicht nur Lärm, er gefährdet auch die Sicherheit des Langsamverkehrs», so Albert Rösti bestimmt, und ergänzte im gleichen Atemzug: «Wir betonieren auf keinen Fall das ganze Land.» Was der SVP-Mann damit genau meint, erklärte er nach einem Schluck Wasser: «Mit dem Ausbauschritt 2023 möchte der Bundesrat und das Parlament die Engpässe auf sechs Abschnitten beseitigen. Insgesamt sind das 45 von 2200 Autobahnkilometern. Wir bauen keine Strassen auf Vorrat.»

Rosenbergtunnel im Fokus
Für diese sechs Projekte sind 4,9 Milliarden Franken vorgesehen. Die Projekte werden durch den motorisierten Verkehr aus dem zweckgebundenen Nationalstrassen- und Agglomerationsverkehrsfonds finanziert. Sollten die Stimmbürger am 24. November Ja sagen, wird auch die A1 bei St.Gallen saniert, genauer wird der Rosenbergtunnel eine dritte Röhre bekommen. «In den nächsten Jahren müssen die bestehenden zwei Röhren des Tunnels saniert werden, damit es während dieser Zeit nicht zu einem Kollaps kommt, brauchen wir in St.Gallen eine dritte Röhre», erklärt Rösti.

Bei den Sanierungen soll auch dem technologischen Fortschritt Rechnung getragen werden, wie Rösti in Wil betont: «In ein paar Jahren werden wir in der Schweiz mehrheitlich mit Elektro- oder Wasserstoffantrieben unterwegs sein und auch das autonome Fahren wird Einzug halten. Darauf haben wir natürlich ein Auge.» Zum Schluss betonte der SVP-Mann, der sich kurz vor seiner Rückreise nach Bern auch noch Zeit für Fragen aus dem Publikum nahm: «Die Schweiz bleibt auch nach dem geplanten Ausbauschritt ein Bahnland.»

  

Podiumsdiskussion
Im Anschluss an das bundesrätliche Referat fand eine Podiumsdiskussion unter der Leitung des langjährigen Bundeshausredaktors Hanspeter Trütsch statt. Unter seiner unterhaltsamen Leitung diskutieren Regierungspräsidentin Susanne Hartmann (Mitte, SG) und Ständerätin Brigitte Häberli-Koller (Mitte), die für das Pro-Lager einstehen, «gegen» Nationalrätin Marionna Schlatter (Grüne, ZH) und Kantonsrat Daniel Bosshard (Grüne, SG). Die Wogen in den Diskussionen gingen hoch und auch das Publikum mischte sich gleich mehrmals mit Zwischenrufen ein. Im Fokus stand auch beim Podium die dritte Röhre des Rosenbergtunnel. Nach gut zwei Stunden beendete Walter Locher den Abend. Zwei ältere Damen im Publikum flüsterten sich zu: «Jetzt weissi was wähle, das hani vorher nöd gwüsst.» Mit dem Informationsanlass konnte der HEV Meinung machen. Man darf auf den 24. November gespannt sein.

Text und Bilder: Lui Eigenmann, Wiler Nachrichten

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