Stadtverband

Wachsen… aber wie?

BevölkerungsentwicklungDie Stadt St.Gallen wächst wieder stärker – aber dennoch unterdurchschnittlich. Das Wachstum findet vor allem im ländlichen Raum statt. Dabei sieht das Raumplanungsgesetz die Verdichtung in den urbanen Gebieten und Agglomerationen vor.
Wachsen… aber wie?

Alle Jahre wieder: Im Januar präsentierte der Stadtrat seine Jahresziele. Diese verdienen besondere Aufmerksamkeit, schliesslich stehen wir am Anfang einer neuen vierjährigen Amtsdauer. Doch zumindest bei den jetzt präsentierten Jahreszielen gab es kaum Überraschungen, sondern vielmehr ein Fortschreiben des Bisherigen, basierend auf der «Vision 2030». Diese sieht im für uns Eigentümer relevanten Bereich «Lebensraum» folgende Vision vor: «St.Gallen ist geprägt durch attraktiven öffentlichen Raum und verdichtete Bauweise, Quartiere mit eigener Identität, Naherholungsgebiete und hochwertige Grün- und Freiräume.»

Ländliche Gebiete wachsen stärker
Jahrelang wuchs die Stadt St.Gallen im Gegensatz zu anderen Städten kaum. Gleichzeitig wurden immer wieder 100'000 Einwohnende als angepeiltes Ziel genannt. Seit der Stadtrat diese konkrete Zahl aus seiner Kommunikation verbannt hat, wächst die Stadt wieder etwas stärker: Von 2010 bis 2025 um knapp 9 Prozent. Doch das Wachstum hinkt demjenigen des Kantons hinterher. Der Kanton St.Gallen wuchs von 2010 bis 2023 um 11,6%. Besonders interessant wird es, wenn diese Gesamtentwicklung nach Regionen aufgeschlüsselt wird. Das grösste Wachstum hatten die Region Werdenberg (+17,7%), das Sarganserland (+15,9%) und das Rheintal (+15,1%) zu verzeichnen. Am wenigsten gewachsen ist die Region St.Gallen (+7,5%). Grob gesagt: Ländliche Regionen wuchsen stärker, urbane Gebiete geringer.

Raumplanungsgesetz gescheitert
Diese Zahlen zeigen, dass die Ziele des neuen Raumplanungsgesetzes, das vor gut zehn Jahren in Kraft trat, nicht erreicht werden. Die gewünschte Verdichtung im stärker besiedelten Gebiet ist gescheitert. Denn auch hier gilt das Sankt-Florian-Prinzip: Verdichtung wird begrüsst, solange sie nicht vor der eigenen Haustüre stattfindet. Politik und Verwaltung steuern zudem das Ihre bei: Die Städte – und St.Gallen ist leider keine Ausnahme – ticken in ihrem Öko- und Sozialkonservatismus immer wachstumsfeindlicher. Die Ablehnung der STEP-Vorlage in der Stadt St.Gallen zeugt von dieser kurzsichtigen Blickweise. Die Mobilität soll mit Tieftempozonen eingebremst und die bauliche Entwicklung mit eigentümerfeindlichen Vorschriften abgeklemmt werden. Klar scheint vorerst nur, dass die Stadt St.Gallen kein stichhaltiges Konzept hat, um das vom Stadtrat angepeilte Wachstum bewältigen zu können. Nur mit Grünzonen und der Aufwertung von öffentlichen Plätzen wird es jedenfalls nicht gelingen.