Kantonalverband

Private Bauherren eine aussterbende Spezies?

Eine neue Raiffeisen-Studie bestätigt eine seit längerem beobachtete Entwicklung: Angesichts zunehmender Regulierung und Komplexität verlieren Private zunehmend die Lust am Bauen. Es braucht eine Rückbesinnung auf eine vielfältige Entwicklung in der Stadt St.Gallen.
Private Bauherren eine aussterbende Spezies?

«Private ziehen sich als Bauherren zurück.» Mit dieser warnenden Botschaft wartete kürzlich eine neue Studie von Raiffeisen auf. Während 2021 noch fast 40% der Wohnungen von privaten Bauherren geplant wurden, hat sich dieser Anteil 2023 auf noch 18% halbiert.

Es ist zwar eine besorgniserregende, aber leider wenig überraschende Meldung. Vielmehr reiht sie sich in eine Reihe ähnlicher Nachrichten ein, welche die mangelnde Bautätigkeit und den Druck auf das Grundeigentum belegen. Gründe gibt es verschiedene für diese Entwicklung. Unter anderem sind die geltenden Eigenkapital- und Tragbarkeitsanforderungen für immer mehr Private nicht zu stemmen.

Verdichtung erhöht Komplexität
In den Städten ist der Rückzug privater Bauherren besonders ausgeprägt. St.Gallen bildet da keine Ausnahme. Unsere Raumplanung zwingt zum verdichteten Bauen in Ballungszentren, um der Zersiedelung entgegenzuwirken. Das ist grundsätzlich richtig. Nur wurde bei dieser Strategie bisher zu wenig berücksichtigt, dass damit auch die Komplexität der Bauprojekte deutlich ansteigt. Denn wo bereits dichter besiedelt ist, steigen mit dem Potenzial von Konflikten zu anderen Nutzern auch die rechtlichen Anforderungen. Offensichtlich so stark, dass immer mehr Private lieber ganz aufs Bauen verzichten.

Verhinderungspolitik mit negativen Langzeitfolgen
Diese an sich schon schwierigere Entwicklung in den Städten wird durch eine verfehlte linke Politik zusätzlich angeheizt. Statt die notwendige Verdichtung mit freiheitlicheren Ansätzen zu erleichtern, wird reguliert als ob es kein Morgen gäbe. Die Mobilität wird eingebremst, der Baumschutz ausgeweitet, die Bewilligungspraxis aufgebläht, der Mieterschutz ausgebaut, Grundeigentum geritzt, private Initiativen schlechtgeredet. Keine Wunder, verlieren grundsätzlich bauwillige Private da die Lust am Bauen und hat die angestrebte Verdichtung einen schweren Stand. Es braucht eine Rückbesinnung auf eine vielfältige Entwicklung in der Stadt, statt mit immer mehr Regulierungen alles verhindern zu wollen. Für bauwillige Privatpersonen und Unternehmen muss es wieder attraktiver werden, in der Stadt St.Gallen zu investieren. Ich bin überzeugt, dass dies auch die nachhaltigere Lösung gegen den sich verknappenden Wohnraum darstellt.