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Mehr als nur eine Frage der Optik

Die Wahl neuer Fenster erfordert die Abwägung vieler Faktoren: Energieeffizienz, Materialeigenschaften, Bedienung, Sonnenschutz, Schallschutz, architektonische Wirkung und Budget. Wer Glas, Rahmen, Beschläge und Montage als Gesamt­system denkt und die klimatischen Bedingungen am Standort berücksichtigt, investiert nicht nur in die Optik seines Hauses, sondern in nachhaltigen Wohnkomfort, geringere Heiz- und Kühllasten und langfristige Werterhaltung.
Mehr als nur eine Frage der Optik

Wer sich für neue Fenster entscheidet, sollte zuerst über Verglasung und Rahmenmaterial nachdenken. Üblich sind heute Doppel- oder Dreifach-Isolierglas. Neben der Ästhetik zählen Qualität der Profile, Beschläge und Dichtungen, Bedienkomfort, Witterungsschutz und Sicherheit. Ein Fenstertausch lässt sich gut mit einer Fassadendämmung kombinieren, weil Anschlüsse und Dämmebene dann sauber aufeinander abgestimmt werden können. Ebenso wichtig ist die Wahl des passenden Fenstersystems, etwa Dreh-Kipp oder Schiebevarianten.

Glasarten und ihre Eigenschaften
Floatglas punktet mit hoher Lichtdurchlässigkeit, zeigt aber ohne Beschichtung Schwächen bei Schall- und Wärmedämmung. K-Glas mit niedrigem Emissionsgrad besitzt eine feine Metallschicht, die Infrarotstrahlen in den Raum zurückreflektiert und so Wärme hält – ideal für Nord- und Ostfassaden, da es keinen Sonnenschutz bietet.

Für Südfassaden empfiehlt sich «Vier Jahreszeiten»-­Glas: Eine Beschichtung mit Silberlegierungen mindert Wärmeverluste, reduziert Hitze im Sommer und hält im Winter die Wärme im Raum. Noch leistungsfähiger ist «Energy»-Glas, das niedrigen Emissionsgrad und hohen Sonnenschutz kombiniert. Es reflektiert rund 
60 Prozent des Sonnenlichts, verhindert Überhitzung und senkt den Wärmeverlust um bis zu 68 Prozent. Sein Wärmedurchgangskoeffizient liegt bei Ug = 1,2 W/m²K – attraktiv für Gebäude mit grossen Glasanteilen.

Verglasung bewusst wählen
Die Entscheidung zwischen Doppel- und Dreifachverglasung hängt von energetischem Ziel, Budget und Standort ab. Dreifachverglasung verbessert den U-Wert und reduziert Kälteabstrahlung spürbar, ist aber schwerer und benötigt kräftigere Beschläge. Doppelverglasung kann sinnvoll sein, wenn die übrige Gebäudehülle gut gedämmt ist und solare Gewinne gewünscht sind. Wichtig ist der Gesamtblick: Gute Scheiben nützen wenig, wenn Rahmen und Anschlüsse schwach sind. Auch der g-Wert verdient Beachtung.

Auch das Rahmenmaterial beeinflusst die Wärmedämmung erheblich; ebenso sollten die klimatischen Be­dingungen am Standort und die Ausrichtung der Fas­saden bei der Auswahl berücksichtigt werden. Abdichtende Fensterbänke versiegeln die Fugen zwischen Fenster und Mauerwerk und verhindern Wärmebrücken; zugleich lassen sie sich als Gestaltungs­element integrieren.

Kunststoff, Holz oder Aluminium?
PVC-Fenster sind pflegeleicht, preiswert und durch Mehrkammerprofile energieeffizient. Sie weisen eine geringere Wärmeleitfähigkeit auf als Aluminium, was den Wärmerückhalt verbessert. Individuelle Formen und Farben sind dank Folierungen leicht umsetzbar. Allerdings kann bei hoher Luftfeuchtigkeit Kondenswasser entstehen – regelmässiges Lüften beugt vor.

Holz bietet hervorragende Wärmedämmung, wirkt wohnlich und ist als nachwachsender Rohstoff ökologisch attraktiv. Es eignet sich besonders für denkmalgeschützte Bauten oder Passivhäuser. Die Materialstruktur unterstützt ein angenehmes Raumklima; Kondensat- und Schimmelbildung sind bei fachgerechter Ausführung selten. Der Pflegeaufwand ist höher: Lasuren und Anstriche müssen regelmässig erneuert werden. Wer das akzeptiert, erhält eine natürliche Optik mit sehr guten Dämmwerten.

Aluminium ist leicht, stabil und witterungsbeständig und eignet sich für grosse Formate und schmale Ansichtsbreiten. Pulverbeschichtungen schützen vor Korrosion, Aluminiumfenster sind einbruchhemmend und nahezu wartungsfrei, aber teurer in der Anschaffung; die Herstellung ist energieintensiv. Thermisch getrennte Profile haben die Dämmwerte deutlich verbessert. Hybridsysteme kombinieren Holz oder Kunststoff innen mit einer äusseren Aluminiumschale; das senkt den Pflegeaufwand.

Systeme, Dichtungen, Anschlüsse und Montage
Dreh-Kipp-Fenster sind in Mitteleuropa Standard, weil sie Lüften und Reinigen erleichtern. Festverglasungen bieten höchste Dämmung bei minimalem Rahmenanteil, sind aber nicht zu öffnen. Schiebefenster sparen Platz, benötigen jedoch sorgfältige Abdichtung. Hebe-­Schiebe-Türen ermöglichen barrierearme Übergänge; der Schwellenbereich verdient Beachtung, damit keine Kältebrücken entstehen. Hochwertige Beschläge erhöhen Lebensdauer und Einbruchschutz und sollten zum Gewicht der Scheiben passen.

Dichtungen halten Zugluft und Feuchtigkeit fern. Dreifachdichtsysteme verbessern die Luftdichtheit, benötigen aber präzise Einstellung der Beschläge. Ent­scheidend ist die fachgerechte Montage: Nur wenn Anschlussfugen luft- und schlagregendicht ausgebildet werden und die Dämmebene lückenlos ist, erreichen Fenster ihre zugesicherten Werte. Montagebänder, vorkomprimierte Dichtbänder und geeignete Dichtmassen gehören heute zum Standard. Eine Blower-Door-Messung kann zeigen, ob die Gebäudehülle luftdicht ist.

  

Sonnenschutz, Blendfreiheit und Lüften
Verglasungen mit selektiver Beschichtung reduzieren sommerliche Überhitzung, ohne die Tageslichtversorgung stark zu mindern. Aussenliegende Systeme wie Rafflamellen, Screens oder Markisen sind besonders wirksam. Innenliegende Lösungen verbessern den Komfort, ersetzen aber keinen Sonnenschutz. In lärmbelasteten Lagen lohnt Schallschutzglas mit asymmetrischem Aufbau; es erhöht die Ruhe im Innenraum spürbar. Wird erhöhte Sicherheit verlangt, kommen Verbundsicherheitsgläser zum Einsatz.

Dichte Fenster schützen vor Energieverlusten, erfordern aber kontrolliertes Lüften. Querlüften sorgt für schnellen Luftwechsel; die Kippstellung allein genügt oft nicht. Wer häufig abwesend ist, kann über Fensterfalzlüfter oder eine einfache Lüftungslösung nachdenken. So werden Feuchte und Gerüche abgeführt und Kondensatbildung minimiert.

Gestaltung, Proportionen und Kosten
Schmale Rahmen lassen mehr Tageslicht in die Räume und verbessern solare Gewinne. Die Position im Mauerwerk beeinflusst Wärmebrücken: In der Dämmebene montiert, reduziert sie Verluste; bei Sanierungen hilft eine Vorwandmontage, die Fensterlinie nach aussen zu verlagern. Die Proportionen der Teilungen sollten zum Gebäude passen – besonders bei Fassaden mit historischer Gliederung. Farbwahl und Oberflächen prägen den Ausdruck.

Hochwertige Fenster sind eine Investition über Jahrzehnte. Neben Anschaffung und Montage zählen Energieeinsparung, Wartung und Haltbarkeit. Kunststoff punktet bei Kosten, Holz bei Ökobilanz und Behaglichkeit, Aluminium bei Dauerhaftigkeit. Hybride vereinen Stärken. Wer Angebote vergleicht, sollte auf U-Werte, g-Wert, Schallschutzklasse, Beschläge, Oberflächen, Einbruchhemmung, Montageumfang und Garantien achten.