Kantonalverband

«Es braucht auch Kompromissbereitschaft der Betroffenen»

Marcel Mosimann verlässt kantonale Geschäftsleitung13 Jahre präsidierte Marcel Mosimann den HEV Wil und Umgebung und engagierte sich zudem in der Geschäftsleitung des Kantonalverbandes. Jetzt gibt er beide Ämter ab und blickt im Interview zurück.
«Es braucht auch Kompromissbereitschaft der Betroffenen»
Der neugewählte Präsident des HEV Wil, Rafael Eggenberger, mit seinem Vorgänger Marcel Mosimann und dem Kantonalpräsidenten Walter Locher. (v.l.n.r.)

Marcel Mosimann, nach 13 Jahre als Präsident haben Sie kürzlich die Leitung des HEV Wil abgegeben. Haben Sie genug vom HEV?
Von etwas so Wichtigem wie dem HEV kann man eigentlich nie genug haben. Aber vielleicht müsste man eher die Mitglieder fragen, ob sie von mir langsam genug haben... (schmunzelt) Mit meinem Nachfolger Rafael Eggenberger hat sich aber eine gute Gelegenheit ergeben, das Ruder in jüngere Hände zu übergeben. Ich finde es auch wichtig, dass nach einer gewissen Zeit frische Kräfte neue Ideen einbringen.

Sie waren auch Mitglied der Geschäftsleitung des Kantonalverbandes. Wie unterschied sich die Arbeit in der Sektion von jener im Kantonalverband?
In den Sektionen stehen die Mitgliederbetreuung und die Mitgliederanlässe im Mittelpunkt. Hier erfolgt der persönliche Austausch mit den Mitgliedern. Ihre Wünsche, Anliegen und Sorgen sind auf dieser Ebene direkt spürbar. Die Geschäftsleitung des Kantonalverbandes ist diesbezüglich deutlich weiter weg, dafür viel näher an der Politik. Die Zusammensetzung der GL mit Kantonsräten der drei bürgerlichen Parteien, einem Nationalrat und zwei Sektionspräsidenten ist eine ausgewogene Drehscheibe, bei welcher jeder seine Sicht einbringen kann.

Welche Themen und Herausforderungen beschäftigten Sie in den Jahren am stärksten?
Es waren sehr unterschiedliche, meist aktuelle Themen rund ums Wohneigentum (Immobilienmarkt, Zinsen, Finanzierung, etc.) aber auch Versicherungs- und Vorsorgefragen, politische und rechtliche Veränderungen (Schutzinventar, Richt-/Zonenplan, Baureglement). Nicht zuletzt ging es auch immer wieder um gesellschaftliche Veränderungen und die damit verbundenen Herausforderungen.

Und welche Anliegen sehen Sie aktuell als besonders dringlich an?
Ganz aktuell die Abstimmung über die Abschaffung des Eigenmietwertes respektive über den Bundesbeschluss über die kantonalen Liegenschaftssteuern auf Zweitliegenschaften – und damit den Systemwechsel bei der Wohneigentumsbesteuerung mit dem Wegfall der Eigenmietwertsteuer. Weiter sind viele Sektionen mit den lokalen Zonenplanrevisionen und der Überarbeitung der Baureglemente beschäftigt.

Die Raumplanung ist zunehmend von Zielkonflikten geprägt: Man möchte verdichten, aber bitte nicht vor der eigenen Haustüre. Wie können wir diesen Zielkonflikt auflösen?
Es braucht, wie in vielen anderen Bereichen in der Gesellschaft, auch hier eine Kompromissbereitschaft der Betroffenen. Diese scheint in den letzten Jahren zunehmend in Vergessenheit geraten zu sein. Wir müssen uns bewusst machen, dass – als wir gebaut haben – andere vielleicht auch nicht glücklich gewesen waren. Zudem kommen wir zukünftig vielleicht selber wieder in die Rolle des Bauwilligen, welchen wir heute mit Vehemenz bekämpfen.

Wie hat sich die Arbeit des Hauseigentümerverbandes in den letzten gut zehn Jahren verändert und wohin geht die Reise? 
Früher war alles besser, heute ist alles schlecht und die Zukunft ist sowieso dem Untergang geweiht. Nein im Ernst, die Herausforderungen sind doch ähnlich ge­blieben und mit einer positiven Einstellung werden wir auch die Zukunft lohnenswert gestalten können. Grundsätzlich ist Reisen doch etwas Schönes und es eröffnet uns neue Horizonte. Lassen wir uns auf eine spannende Reise ein!

Was nehmen Sie persönlich aus Ihrer Zeit beim Hauseigentümerverband mit?
Ganz viele tolle und bereichernde Begegnungen mit Mitgliedern und interessanten Vorstands- und Geschäftsleitungskollegen und natürlich -kolleginnen. 

Welche Entwicklung wünschen Sie sich für den Hauseigentümerverband in den nächsten Jahren?
Angesichts der zahlreichen anstehenden Vorlagen und Vorstössen, welche auf die Haus- und Grundeigentümer hereinbrechen werden und die Eigentumsrechte generell beschneiden wollen, wünsche ich viel Kraft, Ausdauer, Durchhaltewille und Entschlossenheit dagegen anzukämpfen. Und eine stärkere Mobilisierungsfähigkeit, um neue Mitglieder zu gewinnen und die Mitglieder auch an die Urnen zu bringen. 


Interview: Robert Stadler, Geschäftsführer HEV Kanton und Stadt St.Gallen